Montag, 16. März 2009

Family, Orphanage und der ganz normale Wahnsinn

Die letzten Wochen hier in Ghana waren vom Orphanage, der Familie, Feiertagen und ein paar kleineren Ausfluegen gepraegt.
Zunaechst aber mal zu den im letzten Eintrag geschilderten Problemen. Die Situatuion um und mit Philipp dem Jungen ausm Waisenhaus hat sich wieder etwas beruhigt, allerdings gab es ein paar weitere unschoene Situationen die mich wiedermal sehr an einigen ghanaischen Erziehungsmassnahmen aber auch an den damit verbundenen voellig indiskutablen Einstellungen zweifeln liessen und mich an meinen Grenzen brachten.
Durch den Einsatz eines Stockes versuche meine Kindergarten “Lehrerin” ein Kind zu bestrafen, weil die Kleine sie angeblich beleidigt hatte. Ich glaub ich hab noch nie jemanden soo angebruellt… Zudem standendann auch noch die Pruegel fuer Philipps ‘boese Taten’ aus. Da ich jedoch einen Tag nach dem Vorfall im KG diesen boykotierte kam es zu mehreren Grundsatzgespraechen mit der “Lehrerin” un dem Orphanageleiter, in dem ich auch angekuendigt habe, meine Unterstuetzung nicht laenger fortzusetzen wenn die Erziehungsmethoden “schlagen und verpruegeln” heissen. Da ich aber auch immer noch Spendengelder habe und Jeremiah dann doch froh ueber meine Unterstuetzung ist hab ich damit natuerlich ein bisschenDruck ausgeuebt. Es hilft zumindest vorlaeufig was… Sicherlich hab ich mich genau in solchen Momenten gefragt was mein Einsatz hier ueberhaupt bringt, ob ich damit etwas nuetze, grossartige Veraenderungen kann ich natuerlich nicht erreichen – aber naja, man will ja auch nicht nur fuer sich ein Abenteuer erleben und ein bisschen was exotischeres unternehmen als nur daheim im Bayerischen Wald zu hocken. Doch ich denke solche Ueberlegungen gehoeren auch zu so einer Zeit und mir wird dadurch nur noch bewusster, wie gross die Unterschiede dieser beiden Welten doch sind und natuerlich sehe ich auch, dass ich zumindest im Kleinen was bewegen kann, vielleicht auch den ein oder anderen zum Nachdenken bringe und wenn ich den Kidis ein paar schoene Stunden schenken kann ist damit ja auch viel gewonnen!
Und fuer solch schoene Stunden gibt’s jetzt (bald) eine Tischtennisplatte im Orphanage. Fuer die Kleinen sind die Spielgeraete echt super, aber gerade den Jungs ist am Nachmittag doch oefter langweilig… Und durch die Spendengelder konnten wir jetzt eine Platte bauchen lassen. Zudem gibts noch Schraenke fuer den Kindergarten damit das Material auch mal gscheit verstaut warden kann und Regale fuer die Kinderschlafzimmer, da die ihre Klamotten etc. immer nur aufm Boden gestapelt haben! Also – es bewegt sich doch einiges!!! Und neben den Anschaffungen gibts immer wieder lustige Nachmittage mit den Kids beim Kartenspielen, Gummihuepfen, Spiele spielen, Rumbloedeln etc. :-)










Im Kindergarten bin ich momentan eher selten. Erstens durch unterschiedliche Feiertage, ein paar kranke Tage meinerseits, Ausfaelle wegen Besorgungen oder wie letzte Woche “Dorfsportfest aller Schulen”.
Allerdings bin ich darueber nicht traurig, da es im Kindergarten zur Zeit fast zugeht wie in einer Kinderkripe (es warden immer mehr kleine Knirpse) und unterrichten eigentlich kaum oder nur sehr schwer moeglich ist… Hab aber auch nur noch sieben Unterrichtstage, den eine Woche bin ich noch auf Reisen, dann bekomme ich Besuch aus der Heimat und dann sind auch schon Ferien in Ghana.

Schueler beim Sportfest:




In unserer Family gibt es seit einer Woche Zuwachs – ist ca. neun Wochen alt, hat weisses Fell mit schwarzen Flecken, beisst alle Schuhe kaput und hoert auf den tollen Namen Arca (in memoriam an unsere verstorbene Arca!). Dieser kleine Welpe bringt gleich nochmal mehr Leben ins Haus und ich bin total vernarrt in die Kleine! Einfach nur suess.


Ansonsten lauefts in der Familie ganz gut, meine Gastmutter plant gerade einen zweiten Shop mit Klamotten, die Abende warden ratschend, Quartett-, Memory- oder Dominospielend im Hof verbracht, zur Zeit muessen oft Kasavas geschaelt warden da Erntezeit war (bin schon richtig gut darin), wir gehen wieder mal auf eine Beerdigung oder ich werde in landwirtschaftlichen Taetigkeiten wie Yampflanzen unterrichtet ;-)
(meine Gastmama vor ihrem Shop)

Das Wetter ist momentan gerade am Umschwung. Seit ca. einem Monat ist die grosse Trockenzeit vorbei und es regnet wieder oefter. Teilweise mehrere Tage hintereinander, dann wieder eine Woche gar nicht. Nachteil daran ist, dass es vorm Regen unendlich schwuel ist, moistens genau dann die frischgewaschene Waesche draussen haengt und der Strom wieder oefter ausfaellt, aber dafuer haben wir jetzt wieder viel Wasser, nachm Regen hat es (zumindes kurz) angenehme Temperaturen und aller rundherum ist wahnsinnig gruen geworden!

Zur Alltagserholung stand dann Ende Februar wieder mal ein Wochenende am Strand aufm Programm. Diesmal in Kokrobitey – nicht weit westlich von Accra. Palmen, Meer, Strand, Sonnenbaden – Entspannung pur! Neben dem Wasserspass (wir haben versucht zu lernen wie man ohne Bodyboard mit den Wellen reiten kann ;-), Klatsch- und Tratschgeschichten (gell Mary ;-), viel schlafen, leckerem Essen und einer Menge Gaudi gabe s am Freitagabend in der Nachbarlodge eine Trommel- und Tanzveranstaltung die uns echt beeindruckt hat! Zwei Stunden wude durchgetrommelt (ziemlich genial), dazu getanzt oder akrobatische Leistungen vorgefuehrt. Samstag gings es dann auf zu einem Reggaeabend wo wir unter Palmen und einem tollen Sternenhimmel tanzen konnten  Sonntag Vormittag hatten wir noch die Gelegenheit eine Runde am Strand zu REITEN. Juchhu – fuer mich als Pferdenarr natuerlich grandiose – ein Pferd, Strand und Meer und ich auf dem Ruecken! War schon sehr genial, leider viel zu schnell vorbei und trotzdem gab’s fuer uns alle einen Muskelkater… Leider sind solche Tage immer viel zu schnell vorbei…




Dafuer gings dann letztes WE wieder mal nach Kumasi. Am 06. Maerz ist hier in Ghana Nationalfeiertag – Independence Day! Aus diesem Anlass gab es in jedem Ort eine “Marchingveranstaltung” bei der alle Schulen mit einstudierten Choreographien, Marktfrauen, Polizisten etc. aufmarschierten. Da merkt man halt doch die militaerische Verganagenheit des Landes, aber spannend war es trotzdem.






Mein Gastbruder ist auch mitmaschiert



Ja, und Poldi war auch dabei...


Abends dann bereits in Kumasi war natuerlich auch einiges los. “Die” Strasse von Kumasi war komplett gesperrt, wahnsinng viele Menschen waren schlendernd, tanzend, sitzend, ratschend, total cool oder sonst wie unterwegs. Wir drei Maedls waren mit zwei befreundeten ghanaischen Studenten aus Kumasi unterwegs die uns nach der Strassenparty noch in den Club Nr. I der Stadt mitnahmen. Der groesste Club Kumasis: vielleicht die Haelfte vom Lobo oder zweimal die KiGa-WG ;-) Trotzdem steppte der Baer, wir haben getanzt bis zum umfallen und es war ein toller Abend! Am naechsten Tag kaempften wir uns trotz kleiner Augen durch den Centralmarket und auf Souvenierjagd durch das Culturecentre.
Nach einem leckeren Abendessen und Cocktails gings dann noch zu einem Reggaekonzert in der Stadt. Chillige Atmosphaere, lustige Typen und Rastafarais, ein paar Diskussionen ueber deren Einstellungen und Glaubens- und Lebensansichten und einer wiederrum kurzen Nacht ;-)







(so fruehstueckt man in Ghana wenn man unterwegs ist ;-)


Zwischendurch bin ich auch mal in den Genuss gekommen, meine Freundin Marie in ihre Schulklasse zu begleiten. Sie unterrichtet eine 4. Klasse mit Achtung liebe deutsche Lehrer: 67 Kindern! Das Alter reicht von 9 – 15 Jahren und der Wissensstand von “was war noch mal 5+2” bis zum schnellen ausrechnen komplizierter Brueche. Und in diesem Chaos, ncoh dazu in einem winzigen Klassenzimmer muss man dann versuchen allen Schueler/-innen gerecht zu warden. Und dass OHNE zu schlagen, den diese (eigentlich auch in Ghana gesetztlich verbotene) Lehrmethode ist bei fast allen Lehrern an der Tagesordnung. Und sich dann ohne Kane Gehoer zu verschaffen ist nicht wirklich leicht. Da bin ich dann doch wieder froh ueber meine ‘nur’ 30 Floehe im Kindergarten…




Ab Donnerstag steht noch meine wohl letzte grosse Reise an. Den Sueden, Norden und Osten hab ich ja schon bereist, jetzt muss der Westen auch noch sein. Wir hoffen auf dieser Tour auf viele Flusspferde, noch mehr Affen, kulturelle Kultstaetten und nochmal ein paar Eindruecke von diesem Land mehr!
Und dann dauert es auch gar nicht mehr lange bis die Chaotengruppe aus Deutschland anrueckt! Ohhh – ich freu mich schon sehr auf den Besuch!
Und waehrend dieser zwei Wochen ist ja auchOstern – die Vorbeireitungen fuer DAS Fest in Ghana laufen schon, bei uns aufm Dorf ist zudem noch 50jaehriges Chiefjumilaeum – wir duerfen sehr gespannt sein was hier alles ablaeuft.

Doch je naeher diese Ereignisse ruecken, desto deutlicher wird mir, dass meine Zeit hier jetzt schon sehr absehbar ist. In sieben Wochen werde ich wieder deutschen Boden unter den Fuessen haben. Diese Tatsache beschaeftigt einen natuerlich schon und ich ueberlege viel was ich einerseits hier noch tun will/muss und versuche die verbleibende Zeit so richtig zu geniessen und auszukosten aber andereseits stell ich mir vor wie es wohl sein wird wieder daheim zu sein, dass ich mich sehr auf alles und alle freue aber das hier ja jetzt schon vermisse…
Naja – noch sind es einige Wochen die ich hier sein kann und seit euch sicher: “es wird viel passiern, ohhohoho…” :-)

Keine Kommentare: